Ikonen der Frauenlaufbewegung – Teil 2
Zum 40. VITAMIN WELL Frauenlauf Berlin haben wir euch bereits einige mutige Frauen vorgestellt, die den Grundstein für die Frauenlaufbewegung gelegt haben. Heute möchten wir euch weitere außergewöhnliche Persönlichkeiten vorstellen – starke Frauen, deren Leidenschaft, Durchhaltevermögen und Pioniergeist die Frauenlaufszene über Jahrzehnte hinweg inspiriert und geprägt haben. Ihre Geschichten stehen für Mut, Wandel und die Kraft der Gemeinschaft.
Uta Pippig ( GER/*1965) – eine deutsche Ikone
„Ich glaube daran, dass Verständnis, Nähe und Ermutigung zusammen mit Inspiration und Wissen Berge versetzen können.“
Uta Pippig ist auch heute noch regelmäßig am Start des VITAMIN WELL Frauenlauf Berlin. © SCC EVENTS/Tilo Wiedensohler
Die gebürtige Leipzigerin Uta Pippig war die erste Frau, die die drei renommierten Marathons von Berlin (1990, 1992, 1995), Boston (1994, 1995, 1996) und New York (1993) gewinnen konnte. Beim Boston-Marathon 1994 lief sie mit 2:21:45 Stunden die bis dahin schnellste Marathonzeit einer deutschen Läuferin – ein Rekord, der erst 14 Jahre später von Irina Mikitenko gebrochen wurde. 1992 und 1996 vertrat sie Deutschland bei den Olympischen Spielen. Heute engagiert sich Uta Pippig für Gesundheitsförderung und die Stärkung von Frauen und ist als Expertin für den BMW BERLIN-MARATHON aktiv.
Naoko Takahashi (JPN/*1972)
„Ich muss jeden Tag meine Grenzen überschreiten. Meine Stärke war es, das während meiner gesamten Karriere jeden Tag tun zu können.“
Naoko Takahashi läuft als erste Frau unter 2:20 h im Marathon. © SCC EVENTS
Naoko Takahashi war die erste Japanerin, die Olympisches Gold über die Marathon Distanz gewinnen konnte (Sydney 2000). Mit diesem Triumpf erreichte sie in ihrer Heimat absoluten Heldinnenstatus und trug wesentlich zur Popularisierung des Frauenmarathons in Asien bei. Beim BERLIN-MARATHON 2001 durchbrach sie als erste Frau die magische 2:20-h-Mauer und stellte mit ihrer Zeit von 2:19:46 h einen neuen Weltrekord auf. In ihrer Heimat wurde ihr sogar ein wöchentlicher Comic unter dem Namen „Tochter des Windes“ gewidmet.
Irina Mikitenko (GER/*1972)
„Lauferfolg fußt auf drei Säulen: Training, Regeneration und mentale Stärke“
Irina Mikitenko stellte 2008 einen neuen deutschen Rekord beim BERLIN-MARATHON auf. © SCC EVENTS
Irina Mikitenko lief beim BERLIN-MARATHON 2007 mit 2:24:51 h das schnellste Marathondebüt einer deutschen Läuferin und belegte in diesem Jahr Rang zwei. Insgesamt gewann Mikitenko gewann drei Mal die World Marathon Majors Serie (2007/08- 2009/10). Beim BERLIN-MARATHON 2008 lief sie als erste und bis dato einzige Deutsche unter 2:20 h und stellte mit 2:19:19 einen neuen deutschen Rekord auf, der bis heute besteht. Sie stand bei fünf Olympischen Spielen am Start (1996-2012). Auch zum VITAMIN WELL Fauenlauf Berlin hat sie eine enge Verbindung: Sie gewann insgesamt sechs Mal das Rennen und ist damit die erfolgreichste Läuferin in der Geschichte dieser Veranstaltung.
Sabrina „Mocki“ Mockenhaupt-Gregor (GER/* 1980)
„Laufen ist wie eine Sucht. Ich bin schlecht gelaunt, wenn ich nicht rauskomme.“
2010 gewann Sabrina Mockenhaupt zum vierten Mal den Frauenlauf Berlin. © SCC EVENTS/Camera4
Mocki dominierte jahrelang die deutsche Langstreckenszene: Sie gewann insgesamt 45 deutsche Meistertitel über 5.000 m, 10.000 m, Crosslauf, Halbmarathon und Marathon. Auch sie nahm an drei Olympischen Spielen teil (2004, 2008 und 2012) und repräsentierte Deutschland bei Europa- und Weltmeisterschaften auf der Bahn, der Straße und im Crosslauf. Bei den Europameisterschaften 2005 in Göteborg gewann sie über 5.000m die Bronzemedaille und bei den Crosslauf EM einmal Silber und zweimal Bronze.
Ihre offene und fröhliche Persönlichkeit verschaffte ihr eine große Popularität und so zählt sie auch noch heute zu den Leitfiguren im deutschen Laufsport. Sie gewann insgesamt viermal den Berliner Frauenlauf (2005, 2007, 2009 und 2010).
Paula Radcliffe (GBR /*1973)
„Ich bevorzuge ein reines Frauenrennen. Es ist mental ein völlig anderes Spiel.“
Die britische Läuferin Paula Radcliffe. © Horst von Bohlen
Die britische Marathonläuferin schrieb mit ihrem Fabelweltrekord von 2:15:25h Sportgeschichte. Beim London Marathon 2003 unterbot sie ihre eigene Bestmarke um knapp zwei Minuten und hielt diesen Rekord über 16 Jahre. 2005 kürte sie sich in Helsinki zur Marathon Weltmeisterin und gewann jeweils drei Mal den New York und London Marathon. Beim BMW BERLIN-MARATHON 2011 belegte sie Platz 3.
Radcliffe brachte während ihrer aktiven Profikarriere zwei Kinder zur Welt und zeigte immer wieder öffentlich auf, dass Frauen auch als Mütter Höchstleistungen bringen können. Heute ist sehr aktiv im Anti-Doping-Kampf und setzt sich in unterschiedlichen Gremien für Frauenrechte im Sport ein.
Anna & Lisa Hahner – die Hahner-Twins (GER/* 1989)
„Wenn du etwas verändern willst in deinem Leben: Schieb es nicht auf, sondern fang sofort damit an.“ (Anna Hahner)
Uta Pippig zwischen den Hahner-Twins. © SCC EVENTS
Anna und Lisa Hahner haben sich durch ihre sportlichen Leistungen und ihre medienwirksame Präsenz einen festen Platz in der deutschen Laufszene erarbeitet. Mit ihrer Kombination aus Leistung, Persönlichkeit und Engagement inspirieren sie viele Laufbegeisterte und setzen sich für einen ganzheitlichen Ansatz in Training und Lebensstil ein.
Anna holte mehrere deutsche Meistertitel in Cross, Ultratrail- und Straßenlaufbewerben. Sie nahm fünf Mal am BMW BERLIN-MARATHON teil und lief 2014 mit 2:26:44 h ihre persönliche Marathonbestzeit. Lisa krönte sich 2015 mit einer Zeit von 2:28:39 h zur Deutschen Marathonmeisterin. 2017 gewann sie den Berliner Frauenlauf. 2016 liefen beide den Frauenmarathon bei den Olympischen Spielen in Rio und zogen durch ihre gleichzeitige Zielankunft die Aufmerksamkeit auf sich.
Deborah „Debbie“und Rabea Schöneborn (GER/*1994)
„Der Nutzen meiner Schwester als Trainingspartnerin überwiegt eindeutig. Dass wir auch Konkurrentinnen sind, ist bloß Beiwerk.“ (Rabea Schöneborn)
Debbie und Rabea Schöneborn sind regelmäßig am Start in Berlin. © SCC EVENTS
Gemeinsam zeigen die Zwillingsschwestern immer wieder, dass duale Karrieren für Frauen im Sport möglich sind. Debbie verstärkt seit 2022 das Medical Team von SCC EVENTS als Ärztin, Rabea ist studierte Psycholgin. Beide Zwillingsschwestern starteten ihre sportliche Karriere im Modernen Fünfkampf, bevor sie in den Laufsport wechselten.
Zu Deborahs sportlichen Highlights zählt die Teilnahme am Olympischen Frauenmarathon in Tokio, bei dem sie Rang 18 belegte. 2024 lief sie beim Houston Marathon ihre persönliche Marathonbestzeit von 2:24:54 h. Rabea zählt ebenfalls zu den führenden Marathonläuferinnen Deutschlands (Persönliche Bestzeit 2:27:03. Gemeinsam liefen die Schwestern 2020 bei der Halbmarathon WM im deutschen Team und gewann die Team Bronze Medaille.
2019 gewann Rabea den Berliner Frauenlauf, 2023 zog ihre Schwester mit dem Sieg über die 10Km Distanz nach.
Jasmin Paris (GB/*1983)
„Do what you feel is right and what makes you happy.“
Die britische Ultratrailläuferin erhielt 2019 als Gesamtsiegerin des britischen Ultra-Rennens Spine Race (431,3km) besondere mediale Aufmerksamkeit: Sie deklassierte nicht nur alle männlichen Teilnehmer, sie unterbot auch den bestehenden Männer Streckenrekord um 12 Stunden! Während des Rennes stillte sie auch ihre Tochter. So wurde sie zur Symbolfigur für die Vereinbarkeit von Mutterschaft und Spitzensport.
2024 finishte sie als erste Frau überhaupt das schwerste Rennen der Welt: den Barkley Marathon. Sie benötigte dafür 59 Stunden, 58 Minuten und 21 Sekunden – und war damit 99 Sekunden unterhalb der Cut-Off Zeit.